LeOn

Lesen in LeOn

Hey, ich heiße David. Ich studiere momentan Grundschullehramt an der Uni Koblenz und arbeite parallel seit 2 Jahren in einer Primarschule. Im Rahmen eines Seminares „Lernen mit und über digitale Medien“ haben meine Kommilitoninnen und ich diesen Blog gegründet, um Lehramtsstudierenden und fertige Lehrkräfte über Lehr- und Lern-Apps zu informieren.

Digitale Medien gehören mittlerweile in den schulischen Alltag der Grundschule dazu und gestalten Unterrichtsinhalte ansprechend und interaktiv. Mobile Endgeräte haben hierbei eine Schlüsselfunktion, um einen individuelleren Unterricht zu ermöglichen. Dass der Trend dazu geht, alle Schulen mit digitalen Endgeräten auszurüsten, zeigt beispielsweise die Digitale Ausstattungsoffensive für Schulen in NRW, welche sich mit Fördermaßnahmen für entsprechende Geräte beschäftigt (vgl. Ministerium für Schule und Bildung, 2021). Aber wie bindet man diese Technologie in die Institution Schule ein?

Klar ist: Der Unterricht kann nur mithilfe digitaler Medien „verbessert“ werden, wenn jene einen erkennbaren, fachdidaktischen Hintergrund besitzen. Schaut man sich das Lesen -eine der elementaren Kompetenzen in der Grundschule (Schreiben, Lesen, Rechnen)- an, merkt man das der Unterricht eher langweilig und schwer individuell zu fördern ist. Kann man hier sinnvoll digitale Endgeräte einsetzen? Gibt es bereits Apps für den Leseunterricht? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich?

Eine Option, die ich euch heute vorstellen möchte, ist „LeOn“ (https://www.leon-nrw.de). Mit „LeOn“ könnt ihr einen Leseraum erschaffen, welcher vielfältig und individuell ist. Die online Software ist eine Anwendung für den Leseunterricht und bietet über das einzelne Lesetraining hinaus, auch Möglichkeiten in Partner- oder Gruppenarbeit kreativ zu werden. Die App ist einfach, übersichtlich, ansprechend, motivierend und überall.

Leseraum Online

Nun möchte ich euch LeOn einmal kurz vorstellen, was es ist, wie es funktioniert und welche Vor- und Nachteile dieses Programm hat. Die Abkürzung LeOn steht für „Leseraum Online“ und ist eine webbasierte Anwendung, die von der technischen Universität Chemnitz und dem Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen am elften September im Jahr 2023 ins Leben gerufen wurde. Es soll eine einfache Möglichkeit sein, Schülerinnen und Schüler der zweiten bis sechsten Klasse im Schwerpunkt Lesen individuell zu fördern – und zwar flexibel und überall. (https://www.leon-nrw.de/uber-leon)

Wie funktioniert LeOn?

Die Kinder können sich simple einfach über einen persönlichen QR-Code anmelden und direkt starten. Sie gelangen auf einen individualisierten Account, den du als Lehrkraft über deinen eigenen Zugang vorbereitet hast. Hier ist es dann möglich Fördermaßnahmen zu zuteilen und Lerngruppen zu bilden.

Wie der Name schon sagt, stellt die Plattform dem User (also dem Kind) verschiedene sogenannte „Leseräume“ zur Verfügung: die Bibliothek, den Tandem Leseraum, das Studio, den Karaokeraum, den Hörsaal und den Aufgabenraum. Nach dem Einloggen befindet sich der Lernende auf einer Übersichtsseite, all diese Räume und ein eigener Bereich („Mein Bereich“) übersichtlich aufgelistet sind. Und während der Kinder auf in den Räumen unterwegs sind, könnt ihr als Lehrkräfte immer sehen wo. Wie diese Räume funktionieren und welche Möglichkeiten sie bieten, möchte ich nun im Detail erklären:

Abb. 2: Table-Computer liegt auf einem Tische: (Quelle: https://www.schulministerium.nrw/digitale-lese-lernumgebung-leon-leseraum-online,abgerufen am 31.05.2024)
1. Die Bibliothek…

… biete dem Kind eine große Auswahl an Texten und Büchern. Sie bildet den Kern des Programms, da auch andere Räume auf sie zugreifen. Mit rund 150 Texten die fachdidaktisch ausgesucht wurden und unterschiedliche Schwierigkeitsniveaus bedienen, bietet die Bibliothek genug Literatur für jedes Kind. Sie beschränken sich nicht auf literarische Texte, darüber hinaus sind auch Sachtexte verfügbar. Die meisten Texte sind in drei Stufen vorhanden, dass bedeutet es gibt zwei didaktisch reduzierte Textversionen für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler, um das individuelle Lernen zu ermöglichen. Wie auf dem Bild zu erkennen kann man nach den Stufen leicht, mittel oder schwer filtern.

Die Leselernbibliothek wird vom Anbieter fortlaufend erweitert, aber auch du als Lehrkraft hast die Möglichkeit eigene Texte hochzuladen und verfügbar zu machen. Dies ermöglicht schon länger Lehrkräften, altbewährte Texte mit in den Leseraum aufzunehmen. 

2. Der Tandem Leseraum…

… ermöglicht einen kooperativen Leseunterricht im Schwerpunkt Lautleseverfahren, deswegen auch „Lautlesetandems“ genannt. Dieser Raum baut darauf auf, dass zwei Kinder unabhängig von ihren Lesekompetenzständen und einer möglichen Differenz jener, miteinander lesen können. Im Normalfall arbeitet ein schwächerer Leser mit einem Stärkeren zusammen. Ein Kind ist dann in der Rolle des Coaches oder Trainers und achtet auf Verleser oder andere Schwierigkeiten des übenden Kindes. Dies ist allerdings nur ein Beispiel, man kann die „Spielregeln“ bei solchen Lautleseverfahren vielfältig anpassen. Im Gegensatz zu normalen Büchern gibt es hier noch die angesprochenen digitale Hilfsfunktionen, welche von den Kindern individuell genutzt werden können, zum Beispiel kann die Schriftgröße angepasst oder eine Silbenmarkierung als Hilfe angestellt werden. Du als Lehrkraft kannst im Lehrerbereich die Tandems bilden und eine Vorauswahl der Texte treffen. Es gibt jederzeit die Möglichkeit die Tandempaare zu verändern oder auch den gesamten Tandemleseraum für die Kinder zu schließen. Der Tandemraum hat auch eine Videofunktion, die für einen hoffentlich nicht erneut eintretenden Distanzunterricht wichtig wäre.

Ziel des Raums –> Leseflüssigkeit fördern

3. Das Studio…

… ist der Bereich in LeOn, indem auch Gruppenarbeit und das Erstellen eigener Produkte möglich wird. Im Studioraum können die Kinder Hörbücher erstellen, dabei spielt es keine Rolle, ob sie bereits vorhandene Texte nehmen möchten oder mit Selbstgeschriebenen arbeiten. Darüber hinaus stehen Soundeffekte zur Verfügung, um eine authentische/lebhafte Atmosphäre zu erschaffen.

Abb. 3: Screenshot: (Quelle: https://download.sodix.de/api/content/data/SODIX-0001097387.mp4, abgerufen am 31.05.2024)

Weiterhin ermöglicht dieser Raum, durch ein richtiges Aufnahme- und Schneideprogramm, dass das Kind selbst zu einem Hörbuchsprecher oder Reporter wird. Du kannst als Lehrkraft verschiedene Aufgabenstellungen in der App hinterlegen und die erstellten Produkte für die gesamte Klasse verfügbar machen. Ebenfalls ist es möglich die Ergebnisse herunterzuladen und darauf aufbauend auch außerhalb der App zu arbeiten.

Ziel des Raums –> sich selbst als Leser*in wahrnehmen, Selbstkonzept

4. Der Karaoke-Raum…

… wird als „Lese-Karaoke“ angezeigt und kann genau das, was man sich unter Karaoke vorstellt. Kinder können halblaut mit geübten Sprechern Texte mitlesen, um Leseflüssigkeit, Lesetempo und Betonungen zu trainieren. Es gibt auch die Möglichkeit diesen Vorgang aufzunehmen und zu speichern, sodass man die Produkte beispielsweise im Studio verwenden kann. Zur Vorbereitung ist es uns Lehrkräften möglich, Texte als Favoriten zu markieren, damit diese den Kindern als erstes angezeigt werden.

Ziel des Raums –> verbessern von Bestandteilen der Leseflüssigkeit & Betonung

5. Der Aufgabenraum…

… bietet über das Lesen hinaus die Möglichkeit, Aufgabenstellungen hinzufügen. Einfach gesagt, können die Kinder in diesem Raum als Gruppe einen Text anhand voreingestellter Aufgaben bearbeiten. Du als Lehrkraft erstellst Räume mit bis zu 4 Kindern und hinterlegst Texte und Fragestellungen. Es gibt die Möglichkeit Aufgaben des Lesepiloten zu benutzen, Aufgaben für das literarische Gespräch zu wählen, oder Leseverstehens-Aufgaben selbst zu erstellen. 

Ziel des Raums –> Textverständnis trainieren

Abb. 4: Aufgabenraum: (Quelle: https://www.outermedia.de/referenzen/leon, abgerufen am 31.05.2024)
6. Der Hörsaal…

… stellt einen Raum dar, indem die Hörstücke der Schülerinnen und Schüler abrufbar aufgelistet sind. Es ist so gesehen ein Sammelraum, in dem die freigeschalteten Abgaben angehört werden können.

Ziel des Raums –> Wertschätzung erhalten 

7. Mein Bereich…
Abb. 5:Mein Bereich:  (Quelle: https://www.outermedia.de/referenzen/leon, abgerufen am 31.05.2024)

… ist ein Raum, welcher einen Überblick über die Lernfortschritte gibt. Neben der Auflistung von Fortschritten gibt es auch immer wieder motivierende Auszeichnungen. Das Kind kann in seiner Stufe aufsteigen und erhält als Belohnung Bastelanleitungen für Lesezeichen, die diesen „Rang“ widerspiegeln.

Ziel des Raums –> motivieren und wertschätzen des Individuums

Die Hilfssysteme

Die schon viel angesprochenen Hilfssysteme beinhalten neben der grundsätzlichen didaktischen Reduktion der Texte, noch Funktionen im Text selbst. Als mögliche Hilfestellung kann der/die Lernende sich schwierige Wörter vorlesen lassen (dabei auch die Lesegeschwindigkeit variieren lassen), eine Silbenmarkierung aktivieren und die Schriftgröße individuell anpassen. 

Abb. 6: Screenshot: (Quelle: https://www.leon-nrw.de/sites/default/files/2023-08/Handlungsleitfaden_LeOn.pdf, abgerufen am 31.05.2024)

Vorteile

Der größte Vorteil von LeOn stellt das Schaffen einer vielseitige Leseumgebung dar und das ohne ein großes Bücherregal aufzustellen und mit Büchern füllen zu müssen. Alle Texte befinden sich auf einem Gerät, welches lediglich über einen Internetbrowser verfügen muss. Viel Literatur kompakt und schnell zugänglich. Dazu ist das Layout sehr einfach gehalten und kann von Kindern und Lehrkräften intuitiv bedient werden. Die Räume orientieren sich an erprobten Modellen der Leseförderung und Didaktik und nehmen Bezug auf den Medienkompetenzrahmen und den Rahmenlehrplan (vgl. Ministerium für Schule und Bildung 2023, S.3). Durch die Hilfssysteme wird es allen Kindern ermöglicht, die gleichen Texte zu lesen und zu verstehen und sind schnell und einfach einzustellen. Somit wird den Kindern eine vorbereitete Leselernumgebung präsentiert, was sonst schwer zu erreichen ist. Weiterhin ist es für dich als Lehrkraft möglich, verschiedene Klassen parallel vorzubereiten und immer alles kompakt online dabeizuhaben. 

Zudem fördern das Studio und der Karaoke-Raum sowohl die Sprachkompetenz als auch das Selbstbewusstsein durch die oben angesprochenen Möglichkeiten. Dazu kommt die extrinsische Motivationaufgrund des Auszeichnungssystems. Und was noch gar nicht angesprochen wurde ist das Thema Kosten. Oder eher, das die Kosten kein Thema sind. LeOn wird von Bildungsmediathek NRW kostenlos angeboten. Die Schulleitung muss eine AVV (Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung personenbezogener Daten) anfordern, danach können sich die Lehrkräfte über die Bildungsmediathek anmelden.

Nachteile

Zu den Nachteilen muss man vor allem die technischen Voraussetzungen nennen. Diese müssen geben sein, auch konstant! Meiner Meinung nach kann man die App LeOn am einfachsten über das IPad benutzen werden, allerdings sollte dafür auch ein ganzer Klassensatz zur Verfügung stehen, dessen Geräte alle funktionstüchtig sind. Insbesondere ist ein stabiler Internetzugang obligatorische für die App-Nutzung. 

In einer offenen Lesezeit bringen die kreativen Funktionen ein gewisses Ablenkungspotenzial mit, da es schon ein paar Möglichkeiten gibt herumzuspielen, welche es beim klassischen Lesen in Büchern nicht gäbe. 

Abb. 7: Zwei Kinder arbeiten am Laptop mit LeOn: (Quelle: https://www.schulministerium.nrw/lesestark-mit-leon, abgerufen am 31.05.2024)

Fazit

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass dieser online Leseraum eine große Bereicherung sein kann, wenn die technischen Rahmenbedingungen erfüllt sind. Besonders die Schülerinnen und Schüler der zweiten und dritten Klassen haben eine große Freude, denn die ansprechende Aufmachung, kombiniert mit den kreativen Optionen, ist im Leseunterricht etwas Neues. Durch die fachdidaktische Grundlage hat man einen qualitativ „hochwertigen“ Leseunterricht gesichert.

Mein Tipp ist der Tandem Leseraum. Ich habe schon oft gute Erfolge beobachtet, wenn zwei Leser*innen unterschiedlicher Leseniveaus dort zusammen lernen. Bringt die Anwendung doch gerne mal in der nächsten Lehrer*innenkonferenz ins Gespräch und schreibt mir wie eure Gedanken zu LeOn sind.

Euer David

Literatur:

 Bilder:

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